über die Kooperation mit dem IEK

Hintergrund

Kunst und Datenschutz

Kunst und Datenschutz mögen auf den ersten Blick wie zwei völlig unterschiedliche Bereiche erscheinen. In unserer täglichen Auseinandersetzung zwischen dem Streben nach einem selbstbestimmten freiheitlichen Leben und dem Wunsch, die Daten anderer für eigene Ziele zu nutzen – sei es wirtschaftlich, ideell oder kommunikativ – könnte Datenschutz als Gegenpol zur Kunst betrachtet werden. Datenschutz das bürokratische Monster, das Kreativität und Kommunikation einschränkt und seine Ordnung mit staatlicher Gewalt auf den virtuellen Raum überträgt. Dabei wurde das Internet doch gerade als Gegenentwurf und Alternative zu unserem überregulierten analogen Alltag geschaffen.

Doch was wäre, wenn wir unsere Sicht erweitern und einen Blick auf das künstlerische Konzept der sozialen Skulptur werfen? Auf die Idee, dass Kunst nicht nur als ein statisches Objekt oder als Performance existiert, sondern auch ein Prozess ist, der aktiv die soziale Realität formt und verändert. In diesem Sinne könnte auch Datenschutz als soziale Skulptur betrachtet werden – ein kollektiver Akt der Gestaltung und Pflege der Verflechtung unserer analogen und digitalen Lebensräume. Künstler können mit Technologien arbeiten, die unsichtbare Daten visualisieren oder durch künstlerische Interventionen abstrakte Begriffe wie „Netzwerke“, „globale Kommunikation“ oder „Überwachungskapitalismus“ bearbeiten. Kunst kann Gefühle wie „Verbundensein im Netz“ oder „Angst vor Ausspähung“ sinnlich erfahrbar machen und in neuen Erlebnisräumen zur Anschauung bringen. Aus dieser Perspektive heraus ist Datenschutz kein Hindernis für die Kunst, sondern vielmehr selbst Bestandteil eines kreativen Prozesses, der Grundlagen einer vielfältigen digitalen Kultur erarbeitet. Kunst und Datenschutz können zusammenwirken, um eine Plattform der Auseinandersetzung für eine lebendige und ethische digitale Gesellschaft zu schaffen.

about
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über die Kooperation

Stefan Brink und Florian Mehnert (Direktor des Instituts für Experimentelle Kunst) verbindet eine lange Freundschaft, die 2015 mit der Ausstellung #Watch 22, einer Kunstausstellung zum Thema „Datenschutz und Kunst“ in Mainz begann. Hier hat Florian Mehnert seine „Waldprotokolle“ ausgestellt – und den gemeinsamen Dialog eröffnet. Weiter Projekte wie „Freiheit 2.0“ in Stuttgart anlässlich der Einführung der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung im Mai 2018 folgten, die begehbare Lichtinstallation „data to light“ in den Räumen des Landes-Datenschutzbeauftragten Baden-Württemberg vertiefte ihren Austausch weiter, der auch in Corona-Zeiten mit dem performativen Fotoprojekt Social Distance Stacks fortgeführt wurde. Gerade weil wir beide nicht nur die Unterschiedlichkeit unserer Blickwinkel und Fähigkeiten schätzen, sondern erstaunlich häufig die Phänomene unserer digitalen Lebenswelt ähnlich einordnen und erklären, sind wir von den Möglichkeiten einer Kooperation zwischen Datenschutz und Kunst überzeugt – und werden deren Ergebnisse hier teilen .

Lichtkunst Installation

data to light

permanente Installation, Stuttgart

Die Lichtkunstinstallation DATA TO LIGHT des Künstlers Florian Mehnert stellt sich der Herausforderung, die unsichtbare Arbeit des Datenschutzes sichtbar zu machen. Die begehbare Lichtkunstinstallation entfaltet sich in den Fluren des Landesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Baden-Württemberg über zwei Etagen und visualisiert die vielfältige Aufgabenstellung der Mitarbeitenden. Ausgehend von den Arbeitsräumen führt jeweils ein farbiger LED-Streifen an den Wänden der Flure entlang, um sich in dem architektonisch zentralen Ort, an dem sich alle Flure treffen, zu einem beeindruckenden leuchtenden Wirbel aus Licht zu vereinen. Die Säule aus Licht führt duruch die Decke des 3. Obergeschosses in das 4. Obergschoss und verbindet visuell die beiden Etagen miteinander. DATA TO LIGHT macht die unsichtbare Persistenz der Datenflüsse im Internet sichtbar. Auch wenn der Einzelne glaubt sich temporär entziehen zu können, laufen die Datenströme und Informationen im Internet permanent weiter.

Die Lichtkunstinstallation entstand initiativ durch Dr. Stefan Brink in Kooperation mit dem Institut für experimentelle Kunst und schafft seitdem eine Plattform für die Auseinandersetzung und die Diskussion über den Datenschutz und die Informationsfreiheit.

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Kunst im öffentlichen Raum

Freiheit 2.0

gemeinsames Projekt in Stuttgart 2018

Freiheit 2.0 war eine großangelegte partizipative Arbeit im öffentlichen Raum. Mit FREIHEIT 2.0 hinterfragt Florian Mehnert den Einfluss, die Auswirkungen und Folgen der BIG DATA und des Überwachungskapitalismus auf die Gesellschaft. Im Rahmen seines Kernelements der BIG DATA-Kolloquien hatte der Künstler zahlreiche Fachreferenten zu Vorträgen und Podiumsdiskussionen eingeladen. FREIHEIT 2.0 wurde zweimal realisiert: 2016 als tri-nationales Projekt in Weil am Rhein/Basel(Schweiz), Hunigue(Frankreich) und 2018 dann in Zusammenarbeit mit dem damaligen Landesbeauftragen für den Datenschutz Dr. Stefan Brink seinen behördlichen Mitarbeitenden in Stuttgart.

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